Törn nach Helgoland

Der Unterlauf der Elbe

Zwischen Hamburg und Cuxhaven erstreckt sich dieses Revier auf einer Länge von rund 60 Seemeilen. Mit den schnellaufenden Tiden, den Sandbänken und tiefen Fahrrinnen ist es ein anspruchvolles Flußrevier.
 
Für den Segler wichtig sind gutes Kartenmaterial und der Tidenkalender. Zwischen Hoch- und Niedrigwasser liegen um drei Meter Tidenhub, die Stromgeschwindigkeit liegt zwischen zwei und vier, manchmal mehr Knoten. Die Häfen sind teils tidenunabhängig, teils fallen sie trocken, teilweise versperrt eine Barre bei Niedrigwasser die Einfahrten. Die Nebenflüsse sind alle mit Sturmflut-Sperrwerken versehen, die Brücken an diesen Sperrwerken öffnen zu bestimmten Zeiten oder auch auf Signal oder Anruf über UKW.
 
Für den Hamburger Segler ist Cuxhaven das Sprungbrett in die Nordsee. Über die Aussenelbe erreicht man das freie Wasser und kann von dort aus seinen Kurs in alle Richtungen absetzen.

1. Tag:

Ich fuhr mit dem Auto von der A1 (Hamburg-Lübeck) Ausfahrt Harburg direkt in den Harburger Binnenhafen zum Privat-Hafen Elly-Becker (53°33'N | 09°58'E). Hier fand ich auch schnell die Galatea. Mit mir zusammen traf unser jüngster Mitsegler (17) ein. Die beiden anderen Herren folgten. Unser Skipper Heinz war noch fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt. Er ist ein richtiger alter Seebär mit langer Berufserfahrung als Hochseeschiffer. Wegen der Sturmwarnung und 7 Bft wird das Groß gerefft und noch einiges erledigt. Wir zogen in unsere Koje, schauten uns das Schiff an und bekamen eine Sicherheitseinweisung vom Skipper. Außerdem wurde noch Proviant eingekauft.
 
Nach dem Abendessen, also um 21:00 Uhr wurde abgelegt. Wir meldeten uns über Funk bei der Harburger Schleuse (53°28'22"N | 9°59'31"E) an und es folgte meine erste Schleusenfahrt. Es ging 3 m in die Tiefe. Darauf folgte dann eine herrliche Nachtfahrt bei Vollmond am Hamburger Hafen und Blankenese vorbei. Richtfeuer, Leitfeuer und Tonnen waren zu erkennen und ihre Kennung zu entschlüsseln. Schlepper, Lotsen und Maschinenfahrzeuge wurden anhand ihrer Lichter unterschieden. Endlich weiß ich, wofür die ganze Theorie gut ist! Die Elbe ist sehr gut betonnt und befeuert und daher navigatorisch Tag und Nacht unproblematisch, wenn man sich an die vielen Lichter gewöhnt hat.
 
Wir mußten noch unter einer Brücke durch, die für uns hochgefahren wurde. Dazu meldeten wir uns wieder per Funk an. Wir sahen 2 rote Lichter untereinander - also stopp und warten. Nachdem ein großes Schiff von der anderen Seite durch war, durften wir passieren. Unser Mast auf der Galatea war so hoch, daß wir alle genau hinschauten, ob er auch dadrunter her ging. Aber es paßte genau.
 
Jetzt ging es weiter zum Yachthafen Wedel, wo wir ein paar Stunden schlafen wollten, um dann morgen bis Cuxhaven zu fahren. Jeder kam mal ans Steuer - alle genossen diese sehr schöne Fahrt bei Vollmond auf einem wunderbaren Schiff. Das Anlegen im Yachthafen Wedel war wegen der starken Stömung nicht so einfach und klappte erst beim 2. Anlauf. Ich ging um 3:00 Uhr richtig zufrieden in die Koje.

Yachthafen Wedel:

53° 34.30' N | 09° 40.50' E
Er kann auch bei Niedrigwasser angelaufen werden und ist mit rund 2.000 Liegeplätzen wohl der größte Sportboothafen Deutschlands.
Ansteuerung: Der Wedeler Yachthafen liegt in Höhe der roten Tonne 122 und hat zwei Einfahrten. Die östliche neigt zur Versandung. Bei der Einfahrt ist die querlaufende Strömung zu beachten. Beim Ein- und Auslaufen ist ein Warnsignal zu geben.

Die Galatea:

Bermuda-Kutter von Byltjer
- eine traditionell geplankten Mahagoniyacht
Website von Amigo Charter
Im Angebot enthalten ist ein Navigations- und Radartraining, Segelanleitung und Schiffsführung sowie Nachtsegeln nach Leit- und Richtfeuer ... und alles, was man sonst noch wissen möchte.
Galatea

2. Tag:

Fahrt nach Cuxhaven: lt. Gezeitenkalender 2004 hat Cuxhaven 0:18 + 12:56 HW und 7:24 + 19:43 NW (MESZ)
Wegen der Tide ging es um 6:00 Uhr los, teilweise mit Motor, aber auch lange Zeit mit Segel. Es wurde richtig gearbeitet: Segel rauf, runter, kleines Fock, größeres Fock, anderes Segel, Groß teilweise reffen etc. Ich lernte bei einer Böe mit dem Ruder gegen zu steuern, den Umgang mit GPS und die Sache mit der Seekarte zu vergleichen --> ich sah z.B. die Tonne 78 auf GPS und in der Seekarte und kontrollierte gleichzeitig, indem ich aus dem Fenster schaute. Ja und auf dem Radar-Bildschirm sah man dann auch die gesamte Gegend grün-schwarz. Mit dem Fernglas schauten wir uns bei Brünsbüttel die Einfahrt vom NOK (98,7 km = 53,3 sm bis Kieler Förde bei Holtenau) an.
 
Um 16:00 Uhr kam die sehr spannende Fahrt in den Hafen von Cuxhaven. Vor der schmalen Einfahrt läuft sehr starker Strom. Darum steuerten wir das Boot mit dem Bug recht voraus gegen die Mauer und gaben Vollgas. Wir trafen so genau das Tor, als wir ankamen und fuhren ein. Aus Sicherheitsgründen wurde das Segel hochgelassen. Der Skipper meinte, so haben wir bei Motorausfall noch eine Möglichkeit zu steuern. Im Hafen wurde dann das Segel heruntergenommen und legten dann sofort steuerbord gegen der Strömung längsseits an den Steg an. Fender anbringen, Klampe belegen, Festmacheleine werfen etc. - nun kein Problem mehr für mich.

Yachthafen Cuxhaven:

(53° 52.40' N | 08° 42.40' E)
Er liegt hinter der Seebäderbrücke/Roll-on-Roll-off-Anlage nördlich des Radarturmes und wird von der Seglervereinigung Cuxhaven betrieben. Der Hafen hat auch bei Niedrigwasser genug Wasser und kann jederzeit angelaufen werden. Die Hinweise an den Schwimmstegen bezüglich der Bootslänge sind zu beachten. Der Cuxhavener Yachthafen hat eine besondere internationale Atmosphäre, viele Boote starten von hier zum Törn über die Nordsee oder kommen von See und wollen durch den Nord-Ostsee-Kanal in die Ostsee. Großyachten können im Alten Fischereihafen festmachen.
 
Im Ritzebütteler Schleusenpriel, der durch den Alten Hafen zu erreichen ist, kann man an tidenunabhängigen Schwimmstegen der neuen Marina Cuxhaven festmachen. Hierzu ist ein Sperrwerk mit Klappbrücke zu passieren, die bei Bedarf zu jeder vollen und halben Stunde geöffnet wird.

Ansteuerung:

Von See kommend fährt man im Elb-Fahrwasser an der Kugelbake vorbei und schwenkt dann hinter der Roll-On-Roll-Off-Anlage in den Hafen ein. Von der Elbe kommend passiert man die Alte Liebe und den großen Radarturm. Gleich dahinter liegt die Einfahrt. Vor der schmalen Einfahrt läuft sehr starker Strom, der berücksichtigt werden muss. Die Einfahrt sollte mit einem Hornsignal angekündigt werden.

Helgoland, unsere einzige Deutschen Hochseeinsel

Die nordfriesische Insel Helgoland liegt vor den Mündungen von Elbe und Weser und ca. 40 sm vom Festland entfernt. Nur bei sehr guter Sicht ist von der Insel aus das Festland zu sehen. Der mächtige, rote Buntsandsteinfelsen präsentiert sich mit einer einmaligen Flora und Fauna und einem milden, vom nahen Golfstrom begünstigten Hochseeklima. In ihrer eigenen Sprache heißt Helgoland einfach Lun von Hillig Lun (Heiliges Land).

3. Tag:

Wegen der Tide um 5:00 Uhr Auslauf Richtung Helgoland. Bei der roten Leuchttonne 14 (nähe Leuchtfeuer Großer Vogelsang) sahen wir uns mit dem Fernglas ein großes Wrack eines Grundliegers an. Per Funk meldeten wir uns dann ab Richtung Helgoland. Kanal 71 bringt auch regelmäßig Wasserstand und Wetter durch.
 
Ab hier übernahm ich die Navigation. Über das Echolot überwachte ich die Wassertiefe, Schiffstiefgang sowie die Differenz dazu. Dann schaute ich auf das GPS und hakte auf der Seekarte jede passierte Tonne ab. Um 8:30 Uhr setzten wir zwischen den roten Tonnen 12 und 10 Segel bei Wind von BFT 4. Es war diesig und es begann an zu regnen, Baro 1030, See 1-2, Wassertemp. 5°. Ab Tonne 4 ging der MgK 301° nach Helgoland (selbst ausgerechnet, wie in der Theorie gelernt: KaK 310°, Mw, Abl, Strömung und Wind wurden berücksichtigt).
Stündlich wurde nun die Position in die Seekarte eingetragen:
10:30 Uhr Position bei gelber Tonne Außenelbe Reede 4 (54° 09'N|07°53'E), Baro 1022, Regen, 5-6 kn Fahrt durchs Wasser
11:30 Uhr 54°05'N|08°02'E ...
12:30 Helgoland ist in Sicht - Position 54°07'N|07°55'E
Wir fahren nun auf die Ansteuerungstonne zu.
 
Zeitweise hatten wir die Selbststeueranlage an. Unterwegs vernahmen wir das unangenehme Geräusch einer Heultonne, begegneten eine Tonne, die uns eine Gefahrenstelle anzeigte und wir östlich passieren mußten, ein Schiff mit dem Toppzeichen Ball-Rhombus-Ball (manovrierbehindertes Fahrzeug), und noch viel mehr... Wir erhielten auch Besuch von einem Spatz, der wohl nicht mehr fliegen konnte. Er setzte sich unter Deck unter der Bank und schlief erst mal.

Hafen Helgoland:

(54°11'N | 07°54'E, UKW Kanal 67 Helgoland Port)
Yachten sollten den Südhafen anlaufen. Im Südhafen kann man an Schwimmstegen festmachen. An Wochenenden, bei schlechtem Wetter und zu Pfingsten (Nordseewochenregatta) ist der Hafen sehr voll, und man muss im Päckchen liegen.

Ansteuerung:

Helgoland ist von dem Naturschutzgebiet "Helgoländer Festsockel" umgeben, das nicht befahren werden darf. Dies ist bei der Ansteuerung zu beachten. Die Untiefentonnen Helgoland-Ost und Düne-Süd sind zu umfahren. Dann auf die grüne Leuchttonne 1 zuhalten, die direkt vor der Hafeneinfahrt liegt. Anschließend die grüne Tonne 3 passieren und mit südwestlichem Kurs in das Hafenbecken einlaufen.
 
Leuchtfeuer Helgoland mit Kennung Blz 5s. ...

LEUCHTTURM: Helgoland Helgoland-Düne
FUNKTION: Seefeuer Richt- und Leitfeuer
STANDORT: Nordsee, Nordfriesland, Insel Helgoland Nordsee, Nordfriesland, Insel Helgoland
KOORDINATEN: 54°11' N | 7°53' E 54°11' N | 7°55' E
BAUJAHR: 1952 1936
TURMHÖHE: 34 m 20 m
FEUERHÖHE: 82 m 17 m
BEMERKUNGEN: Tragweite: weiß 28 sm
Optik: Scheinwerfersammellinsen, Blitzfeuer
Tragweite : weiß 11 sm
Optik : Gürtellinse
Während der Silvesterflut 1720/21 brach die Insel Helgoland in zwei Teile. Auf der abgetrennten Düne wurde 1936 ein runder rot-weißer Metallturm als Richt- und Leitfeuer eingerichtet.
4. Tag:

Rückreise von Helgoland bis Harburg: Start statt der geplanten 4:00 erst um 6:00 Uhr. Draußen hatten wir Regen, Wind BFT 6-7 in Böen 8 SW - Tendenz steigend und Wind sollte sich auf W drehen, Sturmwarnung, Baro 1010. Bei der Überfahrt wurden wir ordentlich naß...
Wir fuhren mit Segeln und sicherheitshalber zusätzlich mit Motor anfangs mit 6 kn, später teilweise bis zu 11 kn, auf das Festland auf die Tonne Süderpieper zu und kreuzten dann Richtung Elbeinfahrt.
 
Auf See hatten wir Windstärke BFT 8 in Böen 9 W, See 2-3, Wasser plätscherte über die Reling. Um 12:30 war Festland in Sicht und die Sonne kam zum Vorschein, Baro 1010, Fahrt über Grund 6-7 kn. Endlich aus den nassen Klamotten raus. 13:30 sahen wir Wellen in Chaos --> Wind gegen den Strom.
 
Ja und als wir schon auf der Elbe kurz vor Hamburg waren viel der Motor aus. Was war passiert? Schnell kontrollierte unser Skipper den Dieselstand und Kraftstofffilter. Es war genug Diesel da, aber der Kraftstofffilter war verschmutzt und mußte ausgetauscht werden. Er meinte, daß er den Rest aus der Tanksäule getankt hatte und dort wohl den ganzen Dreck mit aufgesaugt hat. Der Motor funktionierte auch eine zeitlang, bis es ein zweitesmal zu Problemen kam. Gut daß wir einen alten Seebär'n als Skipper dabei hatten, der alles sofort in den Griff bekam.
 
Nach insgesamt 220 sm Ankunft im Binnenhafen Harburg 23:00 Uhr. Danach folgte dann noch die 3 stündliche Autofahrt nach Hause.

Dieser Törn war ein Abenteuer und einfach toll!

Unser Scripper Heinz
Harburger Binnenhafen
Galatea-Eingang
Galatea-Laptop
Skipper bei der Arbeit
Harburger Binnenhafen
Galatea
Yachthafen Wedel
GalateaGalatea mit Segel
Rudergaenger
Galatea unterwegs
Yachthafen Cuxhaven
Kugelbake
Karte von Helgoland
Helgoland
Hafen Helgoland
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